Veterinärmedizinischer Aspekt

Entwicklungen in der Veterinärmedizin

In den letzten Jahrzehnten haben die Hunde stark an Bedeutung gewonnen, und diese Entwicklung hat sich enorm auf den tierärztlichen Berufsstand ausgewirkt. Die Kleintiermedizin hat sich als eigenständige Wissenschaft von der ursprünglich nutztierorientierten Veterinärmedizin wegentwickelt. Die Spezialisierung führte zu einem raschen Erkenntnisgewinn auf dem Gebiet der Kleintierkrankheiten, was die Diagnostik und Therapie der Erbkrankheiten erst ermöglichte.

Heutiger Stand der Veterinärmedizin

Die Kleintiermedizin nähert sich allmählich der Humanmedizin. Es werden Herzschrittmacher eingepflanzt, arthrotische Hüftgelenke durch Prothesen ersetzt, angeborene Missbildungen chirurgisch korrigiert. Mit diesen modernen Therapieverfahren kann die Lebensdauer bei einzelnen Patienten verlängert und ihre Lebensqualität entscheidend verbessert werden
Bisher hat sich die Tätigkeit der Kleintierkliniker vor allem auf die Behandlung von Einzeltieren konzentriert, mit dem Gesundheitszustand von Rassen an sich und der Frage der Vorbeugung von Erbleiden hat sich kaum jemand auseinandergesetzt. Diese Lücke macht sich nun bemerkbar, wo Probleme in der Hundezucht anstehen, die nur mit Hilfe der Veterinärmedizin gelöst werden können.

Rassedispositionen

Aus der Veterinärliteratur geht klar hervor, dass bei jeder einzelnen Rasse eine Palette von verschiedenen Erkrankungen gehäuft auftritt. Es handelt sich dabei um Erbleiden mit einer genetischen Basis, die sich auf die Nachkommen übertragen. Durch die praktizierte Inzucht in der Hundezucht haben diese Erbleiden enorm zugenommen. Diese Tatsache ist den Züchtern nicht entgangen und sie sind gewillt, Massnahmen zu ergreifen, um die Situation zu verbessern.

Voraussetzungen für eine griffige Zuchtstrategie

Bevor ein Erbleiden züchterisch angegangen werden kann, müssen detaillierte Kenntnisse über die Erkrankung selber und deren Vererbungswege vorliegen. Leider fehlen die entsprechenden Grundkenntnisse bei vielen Erbleiden. Es besteht also ein grosser Nachholbedarf an intensiver Forschung, der nur von den Veterinärmedizinischen Hochschulen abgedeckt werden kann.

Stiftung für das Wohl des Hundes

Im Jahre 1999 wurde die Stiftung für das Wohl des Hundes ins Leben gerufen, welche die Veterinärmedizin zur aktiven Hilfeleistung in der Hundezucht auffordert. Das Hauptziel der Stiftung besteht in der Auszeichnung qualitativ hochstehender Zuchtstätten. Die Benutzer der Marke züchten nach neusten Erkenntnissen aus den Bereichen Tierschutz, Ethologie und Veterinärmedizin und unterziehen sich freiwillig der Kontrolle durch ein entsprechendes Gremium. Von uns Tierärzten wird nun einerseits erwartet, dass wir unser aktuelles Know-how einbringen, und anderseits, dass wir uns durch wissenschaftliche Untersuchungen um die Lösung anstehender Probleme bemühen.

Kleintiergenetik als Forschungsfeld

Dem Tierarzt ist bei vielen seiner Patienten klar, dass es sich bei der diagnostizierten Erkrankung um ein Erbleiden handelt. Aber trotzdem fand bisher eine vollumfängliche Abklärung an einer Klinik unter Einbezug von verwandten Tieren nur in Ausnahmefällen statt. Ein Grund dafür liegt in der Tatsache, dass es sich dabei um sehr aufwendige Studien handelt, für welche kaum Geld zur Verfügung steht. Hinzu kommt, dass die wenigen Projekte, die bisher lanciert wurden, oft an der fehlenden Kooperationsbereitschaft der Hundezüchter und Hundebesitzer scheiterten.

Die Stiftung als Hoffnungsträger

Die Stiftung für das Wohl des Hundes schafft die notwendige Basis für eine enge und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Hundezüchtern und verschiedenen Spezialisten der Veterinärmedizin, Ethologie, Tierschutz etc. mit dem Ziel, die Hundezucht in bessere Bahnen zu lenken.